Rundgang durch den Stöckter Dorfkern - Unser Stöckter Deich

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Rundgang durch den Stöckter Dorfkern

Was ist los

Von rollenden Scheunen und großen Höfen: Unser Spaziergang durch den Stöckter Dorfkern

Zugegeben: Das Wetter hätte gemütlicher sein können. Aber es passte zum Namen. Denn von 1300 bis 1700 hieß unsere Ortschaft „Stockede“, ein alter Flurname für sumpfiges, tiefliegendes Gelände. Erst ab 1700 ist der Name Stöckte verbürgt, 1936 entstand dann das Wappen mit den drei  Rohrkolben. Dies und vieles mehr haben wir am 25. Mai auf dem Stöckter Deich erfahren.

Willi Eckhoff, Deichbewohner vor Geburt an, und Prof. Dr. Rolf Wiese, Volkskundler, erläuterten anhand der alten Gebäude die Geschichte der Menschen vor Ort. In Stöckte finden sich Kleinbauernhöfe und Armenhäuser, Gründerzeit-Villen und Landarbeiterhäuser nebeneinander. Sie sind Zeitzeugen der wirtschaftlichen Entwicklung in Stöckte, sie spiegeln auch die soziale Struktur eines bis in die 1950er Jahre reichen Bauerndorfes. Die großen Bauernhöfe lagen dabei in der Ortsmitte, meist mit dem fruchtbarsten Land, ihre Haupthäuser waren manchmal bis 38 Meter lang.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte ein enormes Bevölkerungswachstum ein. Die "kleinen Leute" bekamen oft nur kleine Grundstücke am Dorfrand, deren Erträge meist für eine Existenz ausreichte, denn das Marschenland ist grundsätzlich fruchtbar. Viele Geschichten von früheren Bewohnern machten die Runde, von der früheren Bäckerei mit "dem besten Brot", von den drei Tanzsälen für 500 Einwohner, von Stubenküken und Holzbalken, die man dem Nachbarn schenkte.
Rolf Wiese erzählte: "Bauholz war in der Marsch selten und teuer. Es wurde oft aus dem Erzgebirge über die Elbe geflößt. Wenn jemand bauen wollte, schenkten im die Nachbarn Balken und ließen ihren Namen einschnitzen - so wurde dem Bauherren immer das Geschenk in Erinnerung gerufen."

Auch eine andere, damals vollkommen übliche Form des "Umzugs" sorgte für Staunen: Scheunen wurden verrollt, Häuser angehoben. Erich Brüggemann, Künstler aus Stöckte, erklärte anhand seines jetzt ausgebrannten Hauses: "Der Deich wurde erhöht. Damals hat man beschlossen, auch das Haus anzuheben. Dazu wurde in das Fundament aus Feldsteinen Spindeln aus Holz gesetzt. Mit langen Eisenstangen drehte man die Holzschwellen hoch. Das muss Wochen gedauert haben." Die Häuser erhielten dann einen neuen Lehmstampfboden.

Von einigen Bauernhöfen ist belegt, dass sie außendeichs standen. Nachdem das Haupthaus abgebrannt war (was häufiger passierte), wurde die Hofstelle oft nach binnendeichs verlegt. Die Scheunen baute man nicht etwa ab, man rollte sie über den Deich. Dazu wurden sie mit Spindeln angehoben, unter sie schob man Rundhölzer. Dann wurden sämtliche Pferde aus dem Ort vorgespannt und über eine eigens angelegte Rampe zogen die Tiere die Scheune auf die andere Deichseite.


30 Unerschrockene, auch "Auswärtige" aus Stelle, Meckelfeld und Lüneburg, waren bei Regen und Wind, gut eingepackt und mit Regenschirmen, unterwegs. Bei einer warmen, trockenen Kaffeepause im Schafstall erfuhren wir dann mehr zu den Festzeiten auf dem Dorf: Rosinen und Reis etwa zeigten um 1800 den Reichtum eines Haushalts. Daher wurde bei Hochzeiten aufgefahren: Der Reis mit Rosinen kam kalt auf den Tisch und wurde dann unter die traditionelle Hochzeitssuppe gerührt - erst angeben, dann genießen.

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